Sachen sind gepackt für die Rolling Clinic, morgen früh geht es für 10 Tage los in das Gebiet Malitbog, um in entlegeneren Dörfern basic medical support zu leisten.
Für die Zeit werde ich erstmal kein Internet haben, sobald ich aber wieder zurück bin, werde ich ausführlich mit vielen Bildern berichten.
Sonntag, 31. Mai 2015
Freitag, 29. Mai 2015
Ein letztes Mal auf der Round, das Mädchen hat sich gut erholt und kann die nächsten Tage wieder nach Hause.
Der Emergency Room, hier werden Untersuchungen wie EKGs und kleinere chirurgische Eingriffe durchgeführt.
Ein letztes Mal zusammen mit Sheba, die mit viel Humor und Organisationstalent übersetzt und auch bei vielen Patienten immer den Überblick behält.
Abschiedsfeier in der Kantine mit kleinem Imbiss.
Donnerstag, 28. Mai 2015
Kinderstation - der Junge braucht intravenöse Flüssigkeitsgaben, nach ein paar Tagen Therapie ist er schon wieder etwas fitter und heute erstmals mit seiner Infusion draußen herumgelaufen.
Tuberkulosestation - hier werden verschiedene schwere Tuberkulosefälle therapiert. Hygiene und Isolationsmaßnahmen laufen hier anders ab als in Deutschland. Zwar sollte jeder hier eine Maske tragen, um Ansteckungen zu verhindern, aber die zwei kleinen Jungs seh ich die hier auch das erste mal so brav tragen. Sie sind nicht als Patienten hier, sondern weil ihre Mutter mit ihrer kleinen Schwester hierbleiben muss, also bleiben sie auch. Und halten die ganze Station auf Trab.
Hier sind Dusch- und Toilettengelegenheiten für die sogenannten Watchers, Familienangehörige oder Bekannte, ohne die eine Aufnahme im Krankenhaus für einen Patienten nicht möglich ist. Denn die Schwestern kümmern sich hier um Blutentnahmen, Verbandswechsel, Medikamentengaben, aber nicht um die Pflege der Patienten. Füttern, waschen, ankleiden und vieles mehr, dafür braucht es immer einen Watcher, welche in speziellen Zimmern untergebracht sind. Diese sind jedoch meist wie ausgestorben, denn hier quetscht man sich lieber zu zweit oder dritt auf eine kleine Liege, als alleine zu schlafen.
Diese Patientin war unglaublich süß, sie kam im Rollstuhl von ihren zwei Kindern angefahren zu mir in die Sprechstunde, weil sie seit einem Jahr nicht mehr laufen konnte. Sie hatte ganz eindeutig einen Schlaganfall, damit wird sie leider auch nie wieder laufen können, aber sie freut sich dennoch riesig über die Physiotherapiestunde. Überhaupt sind die Patienten hier unglaublich dankbar, selbst wenn man ihnen oftmals keine guten Nachrichten mitteilen kann.
Erst wird Gewicht und Blutdruck gemessen,
Morgen ist schon mein letzter Tag hier in Valencia, bevor es am Montag auf Rolling Clinic geht.
Mittwoch, 27. Mai 2015
Heute war bis jetzt einer der spannendsten und vielseitigsten Tage. Ich habe heute gleich Vormittags mehrere Patienten stationär aufnehmen müssen, obwohl wir versuchen, wenn es geht eine ambulante Behandlung durchzuführen. Aber eine alte Dame mit Herzschwäche konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und eine 17-jährige Patienten, im dritten Monat schwanger, mit doch recht ausgeprägter Luftnot bei Asthma konnten wir so auch auf keinen Fall nach Hause lassen. Mit einfachen Mitteln, wie Inhalation, kann man ihr schnell und sehr gut helfen. Die Dauertherapie von Asthma ist dann wieder eine andere Sache, denn uns stehen hier keine inhalativen Glukokortikoide zur Verfügung - Sprays, die eine eigentlich unverzichtbare Basistherapie in der Asthmabehandlung darstellen.
Eine Mutter kam mit diesem 3 Monate alten Baby zu mir, da es seit ein paar Tagen an Husten litt. Ich dachte, bei der Größe sei das Kind gerade erst zur Welt gekommen, selbst hierfür wäre es schon deutlich zu klein gewesen. Es wiegt keine 2 kg, ist schrecklich unterernährt und wir versuchen es jetzt, auf unserer Kinderstation wieder aufzupäppeln.
Diese Hautveränderungen bestehen seit etwa fünf Monaten. Da mir auch nach längerem Rätseln nicht klar war, worum es sich hierbei handeln könnte, schickte ich den Patienten zu einem Hautarzt weiter. Er kam mit der Diagnose Lepra zurück. Jetzt wird er mit den nötigen Untersuchungsergebnissen an ein spezielles staatliches Programm zur weiteren Behandlung angebunden.
Leider sieht man hier vergleichsweise viele behinderte Kinder, oft nach Hirnhautentzündungen, die man vielleicht hätte behandeln können. Aber wenn der nächste Arzt weit weg ist und der Transport viel Geld kostet, geht man erst dann ins Krankenhaus, wenn es anders nicht mehr möglich ist.
Ein Mann mittleren Alters kam wegen Schmerzen in den Beinen heute in die Sprechstunde. Dies konnte ich gut nachvollziehen, denn aufgrund von Poliomyelitis in der Kindheit hatte er ganz verbogene und verkürzte Beine. Diese Krankheit existiert in Industrieländern so gut wie nicht mehr, da eine Impfung im Kindesalter Standard ist. Auf den Philippinen eigentlich auch, es gibt staatliche kostenlose Impfkampagnen, die jedoch leider nicht von allen Patienten wahrgenommen werden, bzw. manchmal fehlt einfach der Zugang zu derartigen Programmen und auch das Verständnis für die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme. Deshalb sind die sogenannten "Rolling Clinics" so wichtig, wo versucht wird, Menschen in entlegeneren Gebieten einen Zugang zu medizinischer Basisversorgung zu gewährleisten und auch immer ein Teaching zu Gesundheitsthemen wie z.B. Impfungen und Hygiene gehalten wird.
Montag, 25. Mai 2015
Heute war unglaublich viel los in der Ambulanz, alle Wartebereiche voll und eine lange Schlange vor der Wage und der Schwester mit dem Blutdruckmessgerät. Gewicht und Blutdruck, manchmal Temperatur sowie das Alter der Patienten werden bereits mit dem aktuellen Konsultationsdatum in die Patientenkarten eingetragen, in denen wir dann unsere Befunde, Diagnose und Therapie notieren.
Unser philippinischer Kollege - Dr. Uy - der fest im Krankenhaus angestellt ist, ist leider seit Mitte letzter Woche beurlaubt, sodass wir den Ansturm an Patienten aktuell zu zweit bewältigen müssen. Zum Glück geht alles schon etwas schneller als letzte Woche.
Kleine Erfolge:
Das war letzte Woche,
das heute nach ein paar Tagen Behandlung. Zugegeben, es braucht noch etwas Zeit, aber es geht schonmal in die richtige Richtung. Die Patientin und ich waren sehr zufrieden.
Doch leider sind momentan auch wichtige Hautcremes einfach 'out of stock'...
Zudem sind viele Arzneimittel, die wir in Deutschland routinemäßig und nach den neusten Leitlinien verwenden, einfach viel zu teuer, als dass man sie hier einsetzen könnte. So behilft man sich mit älteren Therapeutika, die jedoch meist gar nicht so schlecht sind.
Doch manchmal staune ich schon sehr über gängige Therapien hier.
Das Mädchen ist ein Jahr alt und erhält seit einigen Monaten eine hochdosierte Therapie mit Phenobarbital aufgrund von Krampfanfällen. Sie ist in ihrer Entwicklung völlig normal und die Mutter hatte die Tabletten schon vor einer Weile abgesetzt, weil ihr Kind immer so schläfrig und appetitlos war.
Wundert mich nicht wirklich, denn Phenobarbital ist ein starkes Schlafmittel, was jedoch heute noch routinemäßig als Antiepileptikum in Dritte-Welt-Ländern eingesetzt wird. Es hilft auch sehr gut, hat jedoch ein hohes Spektrum an Nebenwirkungen und war in diesem Fall doch etwas überdosiert.
Bei Anfallsfreiheit haben wir uns deshalb erstmal gegen eine weitere Therapie entschieden. Die Mutter hat einen vorgefertigten Zettel mitbekommen, worin sie auftretende Krampfanfälle mit Dauer und Art der Symptome eintragen kann. In einem Monat kommt sie dann wieder mit ihrer Kleinen und wir schauen, ob sie überhaupt noch eine antiepileptische Therapie benötigt.
Unser philippinischer Kollege - Dr. Uy - der fest im Krankenhaus angestellt ist, ist leider seit Mitte letzter Woche beurlaubt, sodass wir den Ansturm an Patienten aktuell zu zweit bewältigen müssen. Zum Glück geht alles schon etwas schneller als letzte Woche.
Kleine Erfolge:
das heute nach ein paar Tagen Behandlung. Zugegeben, es braucht noch etwas Zeit, aber es geht schonmal in die richtige Richtung. Die Patientin und ich waren sehr zufrieden.
Doch leider sind momentan auch wichtige Hautcremes einfach 'out of stock'...
Zudem sind viele Arzneimittel, die wir in Deutschland routinemäßig und nach den neusten Leitlinien verwenden, einfach viel zu teuer, als dass man sie hier einsetzen könnte. So behilft man sich mit älteren Therapeutika, die jedoch meist gar nicht so schlecht sind.
Doch manchmal staune ich schon sehr über gängige Therapien hier.
Wundert mich nicht wirklich, denn Phenobarbital ist ein starkes Schlafmittel, was jedoch heute noch routinemäßig als Antiepileptikum in Dritte-Welt-Ländern eingesetzt wird. Es hilft auch sehr gut, hat jedoch ein hohes Spektrum an Nebenwirkungen und war in diesem Fall doch etwas überdosiert.
Bei Anfallsfreiheit haben wir uns deshalb erstmal gegen eine weitere Therapie entschieden. Die Mutter hat einen vorgefertigten Zettel mitbekommen, worin sie auftretende Krampfanfälle mit Dauer und Art der Symptome eintragen kann. In einem Monat kommt sie dann wieder mit ihrer Kleinen und wir schauen, ob sie überhaupt noch eine antiepileptische Therapie benötigt.
Sonntag, 24. Mai 2015
Hauptstraße von Valencia
Ausblick auf Valencia und Umgebung vom Musuan Peak. Noch ist es insgesamt sehr trocken, aber die Regenzeit ist im Kommen, häufig regnet es heftig am späteren Nachmittag und Nachts.
Ein typisches Tricycle, DAS Fortbewegungmittel in der Stadt.
Besuch der Nachbarskinder, die im Garten Mangos sammeln und leidenschaftlich gerne für Fotos posen.
Freitag, 22. Mai 2015
Fazit nach einer Woche: Die Arbeit im Krankenhaus in Valencia ist sehr abwechslungsreich, jeden Tag aufs neue spannend und es bleibt eine Herausforderung, in dem bunten Potpourri an Erkrankungen und Symptomen die Patienten herauszufischen, denen es so schlecht geht, dass sie stationär bleiben müssen oder sogar in ein anderes Krankenhaus verlegt werden müssen.
Denn die Behandlungsmöglichkeiten sind hier sehr eingeschränkt, Bluttransfusionen z.B. sind nur nach längerer Planung möglich, da die Blutkonserven aus Cagayan de Oro bestellt werden müssen, das liegt 3-4 Busstunden weiter nördlich. Ein Patient mi einer akuten Blutung muss deshalb in eines der größeren Krankenhäuser, z.B. nach Malaybalay, welche eine Lizenz zur Aufbewahrung von eigenen Blutkonserven besitzen, verlegt werden.
Auch die Diabetesbehandlung gestaltet sich hier deutlich anders. Insulin steht kaum zur Verfügung und wenn dann nur in fixen Mischungsverhältnissen, sodass eine Insulineinstellung deutlich erschwert und praktisch kaum durchgeführt wird.
Ich hatte diese Woche viele, häufig junge Patienten zum Follow-up der Behandlung von Krampfleiden. Ursache war bei den allermeisten eine Schistosomiasis, eine Infektion mit Würmern, die auch das Gehirn befallen können. So etwas kommt in Deutschland einfach nicht vor, ist hier jedoch relativ häufig, da diese Parasiten im Süßwasser der Reisfelder leben und so insbesondere die ärmere, in ländlichen Gebieten lebende Bevölkerung hiervon betroffen ist.
Was mich auch sehr erschreckte, ist der nicht geringe Anteil an jungen Patienten, das heißt im Alter von bereits Anfang 20 bis 40 Jahren, die an einer Herzschwäche leiden und eine dauerhafte medikamentöse Therapie bedürfen. Ursache ist meist eine rheumatische Herzerkrankung, diese kann nach bakteriellen Infekten, z.B. einer Mandelentzündung, auftreten, welche nicht antibiotisch behandelt wurde.
Es hat sich die letzten Tage also genug Stoff angesammelt, den ich jetzt am Wochenende unbedingt nochmal nachlesen muss. So wird es auch im etwas Abseits gelegenen Valencia bestimmt nicht langweilig.
Denn die Behandlungsmöglichkeiten sind hier sehr eingeschränkt, Bluttransfusionen z.B. sind nur nach längerer Planung möglich, da die Blutkonserven aus Cagayan de Oro bestellt werden müssen, das liegt 3-4 Busstunden weiter nördlich. Ein Patient mi einer akuten Blutung muss deshalb in eines der größeren Krankenhäuser, z.B. nach Malaybalay, welche eine Lizenz zur Aufbewahrung von eigenen Blutkonserven besitzen, verlegt werden.
Auch die Diabetesbehandlung gestaltet sich hier deutlich anders. Insulin steht kaum zur Verfügung und wenn dann nur in fixen Mischungsverhältnissen, sodass eine Insulineinstellung deutlich erschwert und praktisch kaum durchgeführt wird.
Ich hatte diese Woche viele, häufig junge Patienten zum Follow-up der Behandlung von Krampfleiden. Ursache war bei den allermeisten eine Schistosomiasis, eine Infektion mit Würmern, die auch das Gehirn befallen können. So etwas kommt in Deutschland einfach nicht vor, ist hier jedoch relativ häufig, da diese Parasiten im Süßwasser der Reisfelder leben und so insbesondere die ärmere, in ländlichen Gebieten lebende Bevölkerung hiervon betroffen ist.
Was mich auch sehr erschreckte, ist der nicht geringe Anteil an jungen Patienten, das heißt im Alter von bereits Anfang 20 bis 40 Jahren, die an einer Herzschwäche leiden und eine dauerhafte medikamentöse Therapie bedürfen. Ursache ist meist eine rheumatische Herzerkrankung, diese kann nach bakteriellen Infekten, z.B. einer Mandelentzündung, auftreten, welche nicht antibiotisch behandelt wurde.
Es hat sich die letzten Tage also genug Stoff angesammelt, den ich jetzt am Wochenende unbedingt nochmal nachlesen muss. So wird es auch im etwas Abseits gelegenen Valencia bestimmt nicht langweilig.
Mittwoch, 20. Mai 2015
Ein bisschen Werbung...
wer gerne im Internet shoppen geht hat jetzt eine Rechtfertigung hierfür: ohne Extrakosten kann man mit seinen Online-Einkäufen Gutes tun!
Du shoppst bei einem von den über 500 Partnershops (amazon bis Zooplus) und boost spendet an eine Charity deiner Wahl. Zum Beispiel den German Doctors. ;)
https://www.boost-project.com/de?invite=9a63a088986fe87d&tag=m_inv
wer gerne im Internet shoppen geht hat jetzt eine Rechtfertigung hierfür: ohne Extrakosten kann man mit seinen Online-Einkäufen Gutes tun!
Du shoppst bei einem von den über 500 Partnershops (amazon bis Zooplus) und boost spendet an eine Charity deiner Wahl. Zum Beispiel den German Doctors. ;)
https://www.boost-project.com/de?invite=9a63a088986fe87d&tag=m_inv
Wartebereich vor meinem Untersuchungszimmer. Ganz hinten gehen dann Räume für die stationären Patienten ab.
Wir warten auf den Rest der Mannschaft für die morgendliche Visite.
Die Apotheke im Haus, hier bekommen die Patienten ihre verschriebenen Arzneimittel ausgehändigt.
Es ist morgens um kurz vor acht, noch sind alle Patienten draußen, denn jeden Tag gibt es teachings zu verschiedenen Gesundheitsthemen und Hygiene.
Die meisten Patienten machen vom äußerlichen Erscheinungsbild einen guten Eindruck, der Schein trügt jedoch. Bevor die Patienten hier kostenlos behandelt werden, findet ein social screening statt, was von einer erfahrenen Krankenschwester durchgeführt wird. Hierfür wird ein standardisierter Bogen mit Fragen zur Wohnsituation benutzt. Die meisten unserer Patienten leben von Farmarbeit, haben meist kein fließend Wasser, keine eigene Toilette, wenn es überhaupt eine gibt, haben oft keinen Strom und besitzen nicht einmal für uns normale Alltagsgegenstände wie ein Radio. Für den Arztbesuch ist es keine Seltenheit, sich Kleidung von den Nachbarn auszuleihen, um nicht negativ aufzufallen und sein Gesicht zu bewahren.
Dennoch gibt es Untersuchungen, die von den Patienten eine finanzielle Übernahme oder zumindest Mitbeteiligung benötigen. So überlegt man sich zweimal, ob man ein Röntgenbild zu offiziellen Befundung zum Radiologen wegschickt oder ob man selbst genug Informationen aus dem Bild ziehen kann. In Härtefällen gibt es manchmal Ausnahmen, aber im Allgemeinen muss, um eine möglichst große Anzahl an Patienten basismedizinisch versorgen zu können, leider auf viel Diagnostik verzichtet werden.
Wir warten auf den Rest der Mannschaft für die morgendliche Visite.
Die Apotheke im Haus, hier bekommen die Patienten ihre verschriebenen Arzneimittel ausgehändigt.
Es ist morgens um kurz vor acht, noch sind alle Patienten draußen, denn jeden Tag gibt es teachings zu verschiedenen Gesundheitsthemen und Hygiene.
Die meisten Patienten machen vom äußerlichen Erscheinungsbild einen guten Eindruck, der Schein trügt jedoch. Bevor die Patienten hier kostenlos behandelt werden, findet ein social screening statt, was von einer erfahrenen Krankenschwester durchgeführt wird. Hierfür wird ein standardisierter Bogen mit Fragen zur Wohnsituation benutzt. Die meisten unserer Patienten leben von Farmarbeit, haben meist kein fließend Wasser, keine eigene Toilette, wenn es überhaupt eine gibt, haben oft keinen Strom und besitzen nicht einmal für uns normale Alltagsgegenstände wie ein Radio. Für den Arztbesuch ist es keine Seltenheit, sich Kleidung von den Nachbarn auszuleihen, um nicht negativ aufzufallen und sein Gesicht zu bewahren.
Dennoch gibt es Untersuchungen, die von den Patienten eine finanzielle Übernahme oder zumindest Mitbeteiligung benötigen. So überlegt man sich zweimal, ob man ein Röntgenbild zu offiziellen Befundung zum Radiologen wegschickt oder ob man selbst genug Informationen aus dem Bild ziehen kann. In Härtefällen gibt es manchmal Ausnahmen, aber im Allgemeinen muss, um eine möglichst große Anzahl an Patienten basismedizinisch versorgen zu können, leider auf viel Diagnostik verzichtet werden.
Dienstag, 19. Mai 2015
Ein Großteil der Patienten sind Kinder mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern. Sehr häufig Atemwegsinfektionen oder Durchfällen.
Das kleine Mädchen hier hat sich super erholt, muss jetzt wegen eines Herzfehlers jedoch in ein anderes Krankenhaus verlegt werden.
Heute war Dermatologietag, der Junge hat eine Impetigo contagiosa, eine infektiöse bakterielle Hauterkrankung.
Montag, 18. Mai 2015
Mein erster Arbeitstag im German Doctors Hospital in Valencia ist überstanden und war überraschend vielseitig. Als wir, Sabine, die Langzeitärztin und ich, heute morgen um kurz vor acht zum Krankenhaus gingen, regnete es, wie schon die halbe Nacht, sodass uns ein ruhiger Tag mit wenig Patienten prophezeit wurde. Scheinbar war auch deutlich weniger los als an sonnigeren Tagen, gemerkt habe ich das nicht, ich war trotz allem gut beschäftigt. Sabine führte mich durch das Krankenhaus, dann gingen wir auf Visite. Viele der Patienten, die im Krankenhaus stationär aufgenommen wurden, wurden von Ärzten der Rolling Clinic geschickt, weil sie zu krank waren um ambulant behandelt zu werden oder weiterführende Diagnostik benötigten.
So zum Beispiel ein Kind mit einer schweren Lungenentzündung, welches vollkommen dehydriert war, da es keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen konnte. Es fiel durch eine für sein Alter geringe Größe und ein deutlich zu niedriges Gewicht auf. Im Verlauf stellt sich heraus, dass es einen angeborenen Herzfehler hat und in ein anderes Krankenhaus überwiesen werden muss, wo es einen Kinderkardiologen gibt. Inwieweit man ihm dann helfen kann, wird sich erst noch herausstellen.
Nebenan turnt ein Junge munter auf dem Bett herum, bei ihm wurde eine Phimose, eine Verengung der Penisvorhaut, diagnostiziert, sodass er zur OP in unser Krankenhaus kam. Ihm geht es sichtlich wieder gut und er darf morgen nach Hause.
In einem anderen Raum liegt eine ältere Frau mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz und chronischer Lungenerkrankung. Sie kam vor ein paar Tagen mit größter Luftnot, jetzt hat sie weiterhin einen 24-stündigen zusätzlichen Sauerstoffbedarf. Die Familie bemüht sich, ein ambulantes Sauerstoffgerät zu besorgen, aber der Patientin geht es so schlecht, dass man ihr auch damit nicht wirklich wird weiterhelfen können. Leider kann man diese Krankheiten nicht heilen, dass aber auch in Deutschland nicht.
Dann gibt es noch die Tuberkulosestation ein Stockwerk höher, wo die schweren Tb-Fälle behandelt werden. Viele Tuberkulosepatienten sind unglaublich abgemagert und geschwächt, sodass sie sich selbst nicht mehr versorgen können. Ein junger Mann wurde von der Familie mit einer Lähmung beider Beine ins Krankenhaus gebracht als er irgendwann auch nicht mehr den Urin halten konnte. Als Ursache zeigte sich eine Wirbelkörpertuberkulose, welche auf das Rückenmark drückt und somit die Lähmung auslöst. Nach fast 3 Monaten Antibiotikatherapie kann der Patient nun wieder laufen. So erlebt man trotz vieler schockierender Eindrücke auch immer sehr schöne Momente, die einen zur Weiterarbeit unheimlich motivieren.
Dann war es Zeit für meine kleine Ambulanz, hier mein Untersuchungszimmer.
Das ist Riza, eine super ausgebildete Krankenschwester, die übersetzt und mir mit hilfreichen Tipps zur Seite steht.
Mein erster Patient heute war ein 4-jähriger Junge, der mit Bauchschmerzen seit einer Woche kam. Beim Bauchabtasten spürte ich ganz deutlich eine große Verhärtung im rechten Mittelbauch und war erstmal etwas schockiert über diesen Befund. Ich dachte schon an einen Tumor, im Ultraschall sah man aber erstmal nicht viel, vielleicht einen entzündeten Darmabschnitt. Die Stuhluntersuchung lieferte jedoch schnell das Ergebnis, der Junge hatte Amöben, welche wohl typischerweise solche tastbare Resistenzen erzeugen, wie mir später erklärt wurde. Jetzt wird er eine Woche mit Antibiotika behandelt.
Mein zweiter Fall war erneut ein kleiner Junge, der laut der Mutter Probleme beim Wasserlassen habe, dies bestehe bereits seit der Geburt. Jetzt ist er 1 1/2 Jahre alt, ich war der erste Arzt, der den Jungen sah. Als ich mir sein Genitale anschaute bekam ich erstmal einen großen Schrecken, erinnerte mich jedoch zum Glück wieder an eine Urologievorlesung. Der Junge hat eine Fehlbildung der Harnröhre, dies auch ziemlich ausgeprägt, sodass der Penis oben nicht richtig zusammengewachsen war und über eine lange Strecke offen lag, eine Epispadie. Ich schickte ihn weiter zum Chirurgen.
Es kamen noch viele Patienten mit Husten und Fieber, Durchfallerkrankungen und kleineren Verletzungen. Besonders einprägsam war ein 6 jähriger Junge, der beim Spielen im Reisfeld von einem Vogel ins Auge gepickt worden war. Erst dachte ich, ich hätte die Übersetzerin nicht richtig verstanden, aber bei näherer Betrachtung hatte der kleine Junge eine Perforation des Auges, welches schon ganz weiß geworden war und auf dem der kleine Patient kaum mehr sehen konnte. Es gibt einen guten Augenarzt, zu dem wir solche Fälle überweisen können, dass er das Auge jedoch retten kann glaube ich nicht, das Ereignis war nämlich schon drei Tage her.
Es ist unglaublich, wie abwechslungsreich der heutige Tag war, es wurde keine Fachrichtung ausgelassen, auch mein Ohrenspiegel kam zum Einsatz und ich entdeckte eine bislang unbekannte Schwangerschaft.
Ich freue mich auf morgen, auch wenn man leider manchmal in seinen Möglichkeiten doch sehr eingeschränkt ist, weil zum Beispiel viele Medikamente gerade „out of stock“ sind und auf weniger effektive Mittel (wenn möglich) zurückgegriffen werden muss.
Samstag, 16. Mai 2015
Das Doctors House in Cagayan de Oro. Hier habe ich die erste Nacht verbracht, in bester Gesellschaft von Petra, die hier als Langzeitärztin in Cagayan de Oro arbeitet, sowie einer weiteren Kurzzeitärztin, Lisa. Außerdem starten die Rolling Clinics von hier, ich freue mich schon wiederzukommen. Heute geht es aber erstmal weiter nach Valencia ins Krankenhaus, in dem ich 2 Wochen stationiert sein werde.
Abonnieren
Posts (Atom)